Der diesjährige Vereinsausflug führte die Solarfreunde Moosburg nach Haag i.OB, aufgrund des intensiven Programms mit Elektroautos. Dabei wurden gleich drei Besichtigungen zum Thema Klimaschutz durchgeführt.
Als erstes Highlight führte Lenz Wieser durch das Wasserkraftwerk Vorderleiten am Inn. Der Zufluss erfolgt durch einen kilometerlangen Stollen aus dem Soyener See. Die drei Turbinen aus dem Jahr 1923 ließen die Augen der Technikbegeisterten leuchten: Wo findet man heute noch Maschinen, die nach 100 Jahren noch derart zuverlässig und effizient funktionieren? War der erzeugte Strom im Gründerjahr noch zu viel, so macht er heute nur noch 1 % der benötigten regionalen Energie aus. Auflagen zu Wasserhaltung, Umweltschutz und Betriebssicherheit machen die klimaneutrale Stromerzeugung heute nahezu unrentabel.
Nach ausgiebiger Mittagspause im Hofcafé Bachmeier besuchten die Teilnehmer den renommierten Haager Ingenieur und Kommunalpolitiker Hans Urban. Auf seinen eigenen Liegenschaften sind seit 2020 die Zeiten von fossilen Energieträgern vorbei. Das neu errichtete private Mikro-Wärmenetz versorgt mehrere vorhandene und geplante Wohn- und Betriebsgebäude von Urban und Familie.
Dieser erläuterte den Teilnehmern, wie es zur Entscheidung für eine Nahwärmeversorgung mit Hackschnitzelheizung kam und führte durch seinen Betrieb. Das Projekt könnte zur Blaupause für die derzeit diskutierte große Nahwärmelösung für Haag werden. Dass Urban über herausragendes Fachwissen und Tatkraft verfügt, war den Insidern sehr gut bekannt. Als Defizit empfindet er jedoch seine Einzelkämpferrolle: „Leider haben wir in Haag keine Solarfreunde.“
Auch der gesellige Teil des Ausflugs kam nicht zu kurz. Einige Teilnehmer besuchten das Kloster Gars am Inn oder erkundeten die Marktgemeinde Haag mit Schlossgarten und Kloster um sich vor der Heimreise im Biergarten der Weißbierbrauerei zu stärken.
Letzter Höhepunkt des Ausflugs war die Besichtigung der Erlhof-AGRAR in Mehnbach bei Lengdorf. In diesem 100 Hektar-Biobetrieb wird ganz ohne Tierhaltung Biogas erzeugt und verstromt. Die Gärreste werden komplett auf den eigenen Flächen ausgebracht und sorgen so für einen vollständig geschlossenen Nährstoffkreislauf. Aufgrund dieser Innovationen wurde der Hof zu einem Demonstrationsbetrieb des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. Zahlreiche Fragen zu Bioanbau, EU-Förderung und Vermarktung der Energie konnten vom Betriebsleiter Ruppert Hutterer beantwortet werden. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit Landwirtschaftskollegen am Aufbau eines Nahwärmenetzes für Lengdorf. Beim Rundgang über den Hof konnten sich die Besucher auch einen Eindruck von dem enormen Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft, den Geruchs- und Lärmemisionen, der knappen Wirtschaftlichkeit und der Wetterabhängigkeit verschaffen. Ein erheblicher Teil der diesjährigen Ernte ist den Unwettern der letzten Wochen zum Opfer gefallen.